Ein Bild der Universität Mannheim in einem Pfeil umgeben von weiteren bunten Pfeilen. In der Mtte steht der titel "Start-up Factory - Gründungsgeschichten an der Uni Mannheim".

myBuddy: Menschen und Kulturen verbinden

Mit ihrem SocialTech-Start-up myBuddy holt Alumna Weihua Wang Menschen aus ihrer Komfortzone und schafft Räume, in denen kulturelle Unter­schiede nicht trennen, sondern verbinden. Ihr Traum: ein neues Wir-Gefühl für unsere Gesellschaft.

Mit acht Jahren aus China nach Deutschland zu kommen, war für Weihua Wang mehr als nur ein Neuanfang – es fühlte sich an wie ein Sprung ins kalte Wasser. „Die neue Sprache, die fremde Kultur – das war für mich zunächst eine große Herausforderung“, erinnert sie sich. Als einziges Kind mit chinesischen Wurzeln an ihrer Schule wurde sie häufig ausgegrenzt. „Ich habe damals oft geweint. Das wünsche ich keinem Kind“, sagt Wang offen.

Doch diese Jahre waren aus ihrer Sicht rückblickend sogar positiv prägend: Die Erfahrungen schärften ihren Blick für kulturelle Unter­schiede, machten sie empathischer. „Heute ist das mein größtes Kapital“, sagt die Kurpfälzerin. Schon früh entwickelte sie ein Verständnis dafür, wie unter­schiedliche Perspektiven zusammengebracht werden können – eine Fähigkeit, die sie heute gezielt einsetzt, um Brücken zu schaffen und Vorurteile abzubauen.

Netzwerken zwischen den Hörsälen

Die Fähigkeit, verschiedene Perspektiven zusammenzubringen, prägte auch ihre Studien­wahl: Wang entschied sich für ein Studium der Betriebs­wirtschafts­lehre an der Universität Mannheim – eine Entscheidung, die für sie von großer Bedeutung war. „Die Uni hat mir nicht nur fach­liches Wissen vermittelt, sondern auch viele wertvolle Verbindungen ermöglicht – zu motivierten Kommiliton*innen, namhaften Beratungs­unter­nehmen und Konzernen“, sagt sie. Auch nach ihrer Studien­zeit engagierte sie sich aktiv auf dem Campus, unter anderem im Kuratorium des Mannheim Forum und im Vorstand von ABSOLVENTUM. Zudem moderierte sie zahlreiche Veranstaltungen wie Stipendienfeiern. „Damals wie heute fühle ich mich emotional stark mit der Uni verbunden.“

Nach ihrem Master­abschluss wurde sie Teil des Teams einer renommierten Unter­nehmens­beratung – ein naheliegender Schritt für eine ambitionierte BWL-Absolventin wie Wang. Doch schon bald erkannte sie: „Die klassische Karriere war nicht das, was mich erfüllte. Ich wollte mehr bewirken, etwas Eigenes schaffen, das wirklich einen Unter­schied macht.“ Ihr Ziel war es, nicht nur innerhalb eines Systems zu funktionieren, sondern selbst Impulse zu setzen und Veränderung voranzutreiben.

Die Gründung von myBuddy

Einen der ersten Impulse setzte Wang 2018, als sie als Jugenddelegierte für den Kongress der Gemeinden und Regionen im Europarat in Straßburg tätig war und in Zusammenarbeit mit dem Rhein-Neckar-Kreis ein Buddy-Projekt initiierte. Schon damals ging es ihr darum, Menschen verschiedener Hintergründe miteinander in Kontakt zu bringen – ein Wunsch, der sie bis heute antreibt. „Begegnung ist der Schlüssel“, sagt sie überzeugt. „Wenn Menschen ihre Blase verlassen und sich wirklich kennenlernen, entstehen Verständnis und Vertrauen – die Basis für gesellschaft­lichen Zusammenhalt.“

Diese Er­kenntnis wurde zur Grundlage einer großen Vision: 2021 setzte die Unter­nehmerin sie in die Tat um und gründete myBuddy, um mit innovativen Formaten für die junge Generation Menschen und Kulturen zu verbinden. „Ich wollte von Anfang an eine Lösung bauen, von der viele profitieren, und wusste, dass ein SocialTech-Ansatz notwendig sein würde. Für mich als BWLerin war dieser Tech-Teil eine große Herausforderung“, erklärt Wang. Dennoch gewann sie schnell viele Unter­stützer*innen und das Projekt wurde mit renommierten Preisen ausgezeichnet, dar­unter der UN-World Summit Award als Young Innovator und der MEXI-Gründungs­preis der Stadt Mannheim. Die Gründerin selbst erhielt zudem den ersten globalen Cartier Young Leader Award in Dubai.

Räume für Begegnungen schaffen

Ein besonderes Highlight im Mannheimer Veranstaltungs­kalender war in der Vergangenheit das myBuddy FESTIVAL, das zuletzt 2023 stattfand. Wang und ihr Team organisierten es als Impact Festival zum United Nations Friend­ship Day. „Beim letzten Mal tanzten die Teilnehmenden vor dem Mannheimer Schloss zu lateinamerikanischen Rhythmen, probierten peruanische Gerichte und schmückten gemeinsam einen interkulturellen Wunschbaum. Das war und ist mein Ziel: Räume schaffen, in denen wir uns alle wirklich begegnen“, sagt sie. Wann es eine Neuauflage des Festivals geben wird, steht laut Wang aber noch nicht fest. „Es wird bald wieder ein Fest geben, Priorität haben derzeit aber unsere beiden anderen Flag­ship-Angebote.“

So treibt das SocialTech-Start-up seit September 2024 seine Vision mit einem innovativen, veranstaltungs­zentrierten Produkt weiter voran: die myBuddy APP. Unter dem Motto „Es ist egal, wo du herkommst. Die Frage ist, wo du heute Abend hingehst“ verbindet myBuddy Menschen bei Veranstaltungen wie Eishockeyspielen der Adler Mannheim, Indoor-Bouldern oder gemeinsamem Bemalen von Porzellan. Dafür arbeitet das Team mit verschiedenen Event­partner*innen zusammen, etwa mit Cafés und Sportvereinen.

Zusammenkommen ist auch das Motto des myBuddy-Adventskalenders, der 2025 das 80. Jubiläum der Vereinten Nationen thematisieren wird. Der Kalender regt mit Snacks aus aller Welt nicht nur zum Entdecken, sondern auch zum Austausch an. „Gerade über das Thema Essen und Naschen finden Menschen unglaublich leicht zusammen. Deshalb hat die scheinbar kleine Idee eine große verbindende Wirkung“, erklärt Wang. „Im vergangenen Winter war der Kalender in ganz Deutschland schnell ausverkauft.“

Ein Leben für den Dialog

„myBuddy ist mehr als ein Start-up. Es ist ein Stück von mir, entstanden aus meinen eigenen Erfahrungen“, sagt die Gründerin. Die Hürden ihrer Jugend haben sie geprägt, aber auch ihre Ambitionen geschärft. „Ich weiß, wie es ist, mit Stereotypen konfrontiert zu werden. Und deshalb möchte ich, dass die Menschen erleben und erkennen, dass wir alle im Kern gleich und gut sind.“

Ihr Start-up ist dabei nur ein Teil ihres Anliegens. Auch als Moderatorin beispielsweise für das baden-württembergische Wirtschafts­ministerium, das Chinesische Generalkonsulat oder bei der Bits & Pretzels HealthTech-Konferenz macht sich Wang für ein offenes Miteinander und persönliche Entwicklung stark. Ihre Botschaft an Studierende und junge Gründer*innen ist klar: „Probiert euch aus! Alles, was ihr lernt, wird euch später helfen.“ Ihr eigener Weg – vom Job in der Gastronomie über ihre Stadtrat-Tätigkeit in Schwetzingen bis hin zum Titel Miss Baden-Württemberg – zeigt, wie vielseitige Erfahrungen neue Perspektiven eröffnen.

Text: Patrick Kullmann / April 2025

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Mehr über die Geschichte von myBuddy erfahren Sie auf der Website des Start-ups.