„Elja 376 A.D.“ mit dem Europäischen Young CIVIS Media Prize 2018 ausgezeichnet

Der Kurzspielfilm „Elja 376 A.D.“, ein antikes Flüchtlingsdrama, wurde vor zwei Jahren bereits bei der Berlinale mit dem UFA-Förderpreises ausgezeichnet. Jetzt wurde er ein weiteres Mal gewürdigt – mit dem Young CIVIS Media Prize. Das Romanische Seminar der Universität Mannheim war an der Entstehung des Films beteiligt: Es übersetzte für den Film viele der Dialoge vom Deutschen ins Lateinische.

376 n.Chr. – ein Flüchtlingslager im Römischen Reich. Das Schicksal einer gotischen Sippe eröffnet einen historischen Perspektivwechsel auf heutige Migrations­bewegungen. Die gotische Kriegerin Elja muss ihren hoffnungs­losen Kampf gegen die marodierenden Hunnen aufgeben und sucht Schutz im Römischen Reich. Widerstrebend muss sie als Frau ihr Schwert abgeben. Als Kriegerin wird sie von den Römern nicht anerkannt. Ihr gotischer Glaube, letztlich ihre ganze Identität wird in Frage gestellt. „Sprach­barrieren, unerfüllte Erwartungen, Ängste – eine mitreißend starke Story, mit intensiven Bildern. Chiffre für ein politisch hochbrisantes Thema“, lautet das Urteil der Jury des Young CIVIS Media Prize, ein europäischer Medienpreis für Migration, Integration und kulturelle Vielfalt.

Produziert wurde der Film von einem studentischen Team der Filmakademie Ludwigsburg. Mit dem Film­team freut sich auch das Romanische Seminar der Universität Mannheim über den Preis: Prof. Dr. Johannes Müller-Lancé und Dr. Amina Kropp haben selbst am Film mitgewirkt und die Dialoge der Römer ins Lateinische übersetzt. Damit die Schauspieler die Aussprache der „toten“ Sprache lernen konnten, erstellten die Mannheimer Romanisten zudem ein Tutorial mit Hörbeispielen. Weder sie noch die Schauspieler erhielten für ihre Arbeit eine Gage, „doch waren wir so sehr vom gesamten Projekt und der Thematik begeistert, dass wir gern bereit waren, der Filmcrew zu helfen. Das hat einfach perfekt zu dem gepasst, woran wir hier am Lehr­stuhl forschen“, erklärt Dr. Amina Kropp.

Der Film handelt nicht nur von Flucht und Migration, sondern zu großen Teilen auch von Sprache und Verständigung. Er zeigt, dass kulturelle Missverständnisse oftmals durch Sprach­barrieren entstehen. „Im Film kommt es zur Eskalation der Ereignisse, weil die Kommunikation zwischen Römern und Goten vollkommen fehlschlägt“, sagt Dr. Amina Kropp. Bewusst habe sich das Film­team dazu entschieden, die lateinischen Passagen nicht zu unter­titeln, um bei den Zuschauern ein Gefühl des Ausgeliefertseins zu erzeugen: „Sowohl die Goten im Film als auch die Zuschauer vor dem Bildschirm sind völlig auf die Figur des Über­setzers angewiesen“, erläutert Dr. Amina Kropp. Die Romanistin glaubt, dass der Film durch die historische Distanz auch ein besseres Verständnis für die heutige Flüchtlingssituation schaffen kann.

Text: Kathrin Holstein / Oktober 2018