Abroad: Von Mannheim auf in die Welt und umgekehrt

Über 2.800 Forschende und Studierende nehmen das Abenteuer „Auslands­aufenthalt“ pro Jahr in Angriff – unterstützt werden sie dabei in allen Belangen vom Akademischen Auslands­amt (AAA) der Universität Mannheim. Ganz gleich, ob sie von der Uni Mannheim oder an die Uni Mannheim kommen, ob sie die Rolle als Gastdozierende, Vollzeit­studierende oder „Outgoing“ innehaben – das AAA ist mit seinen fünf Abteilungen Dreh- und Angelpunkt für jedwede Form des internationalen Austauschs und hat Antworten auf beinahe alle Fragen.

Ein Zoom-Meeting im Juni. 270 Teilnehmende. Durch den Bildschirm ist ein unverkennbar aufgeregtes Kribbeln zu spüren, hier liegt Fernweh in der Luft. Lukas Dausend, der beim AAA im Team „Outgoing-Austausch­studierende“ unter anderem für die Auslands­studien­beratung zuständig ist, moderiert diesen traditionellen „Check Out“, bei dem die Mannheimer Studierenden in ihr Auslands­semester verabschiedet werden. Über Zoom werden letzte Fragen geklärt, später gibt es in der Mensa die Chance, jene Studis zu treffen, die ins selbe Zielland reisen. Über die App „Mentimeter“ fragt Lukas Dausend die Teilnehmenden, was sie von ihrer Zeit im Ausland erwarten – die Antworten erscheinen live in einer Wortwolke auf dem Bildschirm, je größer das Wort, desto mehr Studierende haben diese Antwort gegeben. Nach zwei Sekunden Umfragezeit lautet das mit Abstand größte Wort „Party“. Lukas Dausend muss grinsen, nun ploppen weitere Worte auf: „Neue Leute treffen“, „Reisen“, „Fremdsprachen­kenntnisse“ und „Kultur“ liest der Studien­berater vor. 1133 Austausch­studierende der Uni Mannheim sind im Studien­jahr 2021/22 von Dausend und seinen Kolleginnen und Kollegen des Outgoing-Teams an eine der rund 450 Partner­universitäten geschickt worden. Das beliebteste Zielland der Mannheimer Studis war in diesem Jahr das Vereinigte Königreich, gefolgt von den USA und Spanien.  

Auf den Fluren des Akademischen Auslands­amts herrscht zu den Stoßzeiten ein emsiges Treiben, mit­unter bilden sich Schlangen vor den Büros. Die Wartenden unterhalten sich auf Englisch, auf einem Poster steht das Wort „Willkommen“ in allen erdenklichen Sprachen der Welt. Denn das Entsenden der eigenen Studierenden ist lediglich einer der Aufgaben­bereiche, die am AAA organisiert sind. Birgit Heilig, die seit 2007 hier die Leitung innehat, spricht liebevoll von den fünf Säulen, wenn sie die Struktur des Akademischen Auslands­amts erläutert. Neben dem Team Outgoing-Austausch­studierende, gibt es das Team Incoming-Austausch­studierende, das Team Incoming-Vollzeit­studierende, das Team Welcome Center und das Team Servicestelle für Übersetzungen. 27 Mitarbeitende kümmern sich allein am AAA um den internationalen Austausch, hinzukommen die Auslands­beauftragten an den Fakultäten. Das war nicht immer so, erinnert sich Heilig und muss dabei schmunzeln: „Als ich mich 2007 auf die Stelle beworben habe, habe ich mich selbst insgeheim gefragt, ob ich mir das überhaupt zutraue, die Leitung von fünf Mitarbeitenden zu übernehmen!“ 15 Jahre ist das jetzt her und seither ist einiges passiert in Sachen Internationalisierung – an der Uni Mannheim, aber auch ganz allgemein im deutschen Hochschul­raum, erzählt Heilig: „Ich habe zwar nach wie vor dieselbe Stelle inne, aber ich würde nicht sagen, dass ich dieselbe Tätigkeit habe, wie damals. Das Thema Internationalisierung hat sehr stark an Bedeutung gewonnen, die deutsche Förderlandschaft wurde entsprechend ausgebaut und es war der Universität dadurch möglich, vieles an Drittmitteln einzuwerben.“ Dank dieser erfolgreichen Einwerbung sei es beispielweise möglich geworden, für die Lehre Gastdozierende zu finanz­ieren oder die Auslands­beauftragten an den Fakultäten zu installieren, die aktiv Akquise betreiben, um mehr Partnerschafts­verträge mit Universitäten in der ganzen Welt zu realisieren. Über 769 solcher Partnerschafts­verträge verfügt die Universität Mannheim im Studien­jahr 2021/22 – eine Zahl, in der Heilig den nachhaltigen Erfolg der Arbeit ihres Teams deutlich erkennen kann. „Unser Ziel ist es, eine Balance zu halten zwischen der Zahl der Menschen, die von der Uni Mannheim ins Ausland gehen und jenen, die zu uns kommen. Das gelingt uns nun seit Jahren sehr gut und das hat in meinen Augen nicht nur mit der tollen Arbeit des AAA-Teams und den jeweils für „Internationales“ zuständigen Kolleginnen und Kollegen in den Fakultäten zu tun, sondern vor allem auch mit den positiven Erfahrungen, die die Menschen hier bei uns an der Uni und in der Stadt machen und über die die Zurückkehrenden ihrem Netzwerk zu Hause dann berichten“, erläutert Heilig. Die internationalen Semesterzeiten, die es an der Uni Mannheim bereits seit 2006 gibt, seien neben der hohen akademischen Qualität ein entscheidendes Kriterium für den guten Ruf und die Beliebtheit von Mannheim bei ausländischen Studierenden und Forschenden. 

Willkommen sollen sich die Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaft­ler fühlen, die aus der ganzen Welt nach Mannheim kommen, um hier zu forschen und zu lehren. Dass sie das tun, dafür sorgt Solrun Graham-Parker, die Leiterin des Welcome Centers. Lächelnd öffnet sie die Tür des Gästehauses der Universität, an der Garderobe parken Laufräder, ein grüner Innenhof lädt zum Verweilen ein. „Wir haben hier 32 Wohnungen für die ausländischen Forschenden zur Verfügung – von der großen Familienwohnung bis zum Ein-Zimmer-Appartement ist alles dabei“, erzählt sie, während sie durch die Gänge des Gästehauses führt. Pro Jahr kommen rund 200 ausländische Forschende an die Uni und ganz gleich, ob sie dann hier im Gästehaus wohnen oder woanders in der Stadt unterkommen, sie alle werden von Graham-Parker und ihrem Team betreut und begleitet. „Die einladenden Lehr­stühle oder auch die Graduate School of Economic and Social Sciences (GESS) geben uns Bescheid, so dass wir wissen, welche Menschen im nächsten Semester nach Mannheim kommen. Ab diesem Zeitpunkt sind wir zuständig, und zwar für die gesamte Aufenthaltsdauer und die kann ganz unterschiedlich sein. Wir haben Gastprofessuren, die auf zwei oder drei Wochen ausgelegt sind. Wir betreuen aber auch wissenschaft­liche Mitarbeitende, die für mehrere Jahre oder auch ihre ganze Karriere herkommen“, erzählt Graham-Parker. Aufenthaltstitel beantragen, Wohnungen im Gästehaus vermitteln, Unterstützung bei Einstellungs­formalitäten – ein ganzer Berg an Bürokratie und der ständige Kontakt zu den zuständigen Behörden der Stadt Mannheim zählen in den Aufgaben­bereich des Welcome Center-Teams. Graham-Parker selbst kam vor 20 Jahren ganz allein aus ihrer Heimat Island nach Deutschland und ist froh, dass sie mit ihrer Arbeit Menschen in der gleichen Situation tatkräftig unterstützen kann: „Die meisten Forschenden sind dankbar, dass es das Welcome Center gibt. Manche schauen regelmäßig vorbei, andere nehmen unsere Hilfe vor allem zu Beginn ihres Aufenthalts in Anspruch. Von wieder anderen hören wir dann zum Beispiel, wenn ein neuer Kindergeldantrag ausgefüllt werden muss“, erzählt die gebürtige Isländerin und lacht.  

Zum ersten Mal seit zwei Jahren, ist es so weit: Die „Welcome Reception“, bei der die neuen internationalen Studierenden begrüßt werden, findet wieder in Präsenz statt. Das A3 – der große Hörsaal – ist bis auf den letzten Platz gefüllt mit Studierenden. Junge Menschen aus der ganzen Welt tummeln sich an diesem Septembernachmittag hier, aufgeregtes Stimmengewirr füllt den Raum und nicht nur für sie alle, sondern auch für das Team des AAA ist das ein ganz besonderer Augenblick. „Das ist der Moment, der uns buchstäblich vor Augen führt, was wir alles geschafft haben in den letzten Monaten – diese vielen jungen Menschen zu sehen, die hier bei uns in Mannheim eine so prägende Zeit erleben werden, das ist die größte Belohnung für unsere Arbeit“, sagt Birgit Heilig.

Text: Jule Leger / Oktober 2022