Eine Figur aus dem Antikensaal. Über ihrem Mund ist Klebeband per Fotomontage eingefügt. Daneben steht in schwarzer Schrift: In aller Munde. Demokratieforschung an der Uni Mannheim.

Beruf prägt Persönlichkeit – und umgekehrt

Eine neue Studie von Forschenden der Universität Mannheim zeigt, dass Menschen mit ähnlichen Persönlichkeits­merkmalen oft in ähnlichen Jobs arbeiten. Wer sich dagegen von Kolleg*innen unter­scheidet, wechselt häufig den Beruf.

Wer sich fragt, warum in bestimmten Berufen oft „der gleiche Typ Mensch“ arbeitet, bekommt jetzt eine fundierte wissenschaft­liche Antwort: Eine neue Studie der Universität Mannheim zeigt, dass Persönlichkeit und Berufswahl eng miteinander verknüpft sind – und dass sich diese Beziehung über die Zeit verstärkt.

Die Mannheimer Forschenden Dr. Claudia Rossetti, Dr. Katja Dlouhy und Prof. Dr. Torsten Biemann, Inhaber des Lehr­stuhls für Personal­management und Führung, haben auf Basis von Langzeitdaten aus dem Sozio-oekonomischen Panel unter­sucht, wie sich Persönlichkeits­merkmale und Berufswahl gegenseitig beeinflussen. Die Ergebnisse basieren auf den Daten von bis zu 11.000 Personen, wobei die längsten Analysen zwölf Jahre ihrer beruflichen Laufbahn (2005–2017) umfassen.

Eine der wichtigsten Er­kenntnisse der Studie ist, dass Menschen mit ähnlichen Persönlichkeits­merkmalen häufig ähnliche Berufe wählen. Die sogenannten Big-Five-Persönlichkeits­merkmale, also Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und emotionale Stabilität, ähneln sich innerhalb von Berufs­gruppen stärker als zwischen den Berufs­gruppen. Zum Beispiel weisen Ärzt*innen und Pharmakolog*innen, die in ähnlichen Berufen arbeiten, oft ähnliche Persönlichkeits­profile auf. Je länger zudem eine Person in einem Beruf tätig ist, desto mehr nähern sich ihre Persönlichkeits­merkmale im Laufe der Zeit denen ihrer Kolleg*innen an. 

Hinweise für Arbeitgeber*innen

Eine weitere Er­kenntnis der Studie: Wer mit Menschen arbeitet, deren typische Persönlichkeits­struktur stark von der eigenen abweicht, wechselt den Beruf mit höherer Wahrscheinlichkeit. Persönlichkeits­unter­schiede führen daher häufiger zum Berufswechsel. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Berufe nicht nur nach Fähigkeiten oder Interessen gewählt werden, sondern auch danach, ob die eigene Persönlichkeits­struktur zu dem typischen Profil des Berufs passt“, erklärt Rossetti, Erstautorin der Studie. 

Für Unter­nehmen liefern die Ergebnisse wichtige Hinweise: Die Über­einstimmung von Persönlichkeit und Beruf ist entscheidend für berufliche Zufriedenheit und die Bindung an den Beruf. In der Berufs­beratung und im Recruiting könnten Persönlichkeits­profile daher gezielter genutzt werden, um langfristige und funktionierende Zusammenarbeit zu fördern.

Text: Yvonne Kaul / August 2025