Eine Figur aus dem Antikensaal. Über ihrem Mund ist Klebeband per Fotomontage eingefügt. Daneben steht in schwarzer Schrift: In aller Munde. Demokratieforschung an der Uni Mannheim.

Es war einmal … Forschungs­gruppe Wahlen

Bei einer kleinen Feier anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Forschungs­gruppe Wahlen im Jahr 2024 hob Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht die Relevanz und den Einfluss des Instituts auf die Politik­wissenschaften hervor. Heute kennt fast jede*r die Forschungs­gruppe Wahlen, aber nur wenige wissen, dass ihre Anfänge an der Mannheimer Universität zu finden sind.

An der Fakultät für Sozial­wissenschaften der Universität Mannheim wurden bereits seit dem Jahr 1965 Hochrechnungen und Prognosen für das ZDF durchgeführt. Die Leitung des Teams hatte Prof. Dr. Rudolf Wildenmann inne. Wildenmann war 1964 auf den neu eingerichteten Lehr­stuhl für Politische Wissenschaft berufen worden und bekleidete in seiner Mannheimer Zeit drei Mal das Amt des Rektors (1967-1968, 1969, 1976-1979). 

Zuvor war er unter anderem im Journalismus und in der Bundes­zentrale für Heimatdienst, heute Bundes­zentrale für politische Bildung, tätig, was ihm Kontakte zu hochrangigen Politiker*innen verschaffte und für seine spätere Karriere als Politik­wissenschaft­ler äußerst nützlich war. Daher konnte er auch schnell eine Verbindung zum ZDF herstellen, das am 1. April 1963 erstmals auf Sendung gegangen war. Er überzeugte die leitenden Redakteur*innen davon, dass wissenschaft­liche Wahlanalysen eine relevante Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sind. So übernahm das ZDF die Finanzierung einer Vielzahl von sozial­wissenschaft­lichen Umfragen. Bei Wahlen kommentierte Wildenmann bis 1972 selbst die an der Universität Mannheim mit Hilfe des hauseigenen Rechenzentrums erarbeiteten Analysen. 

Diese Arbeiten an der sozial­wissenschaft­lichen Fakultät bildeten die Grundlage für die „Forschungs­gruppe Wahlen e. V., Institut für Wahlanalysen und Gesellschafts­beobachtung“, die ab 1974 als selbständiger eingetragener Verein von den früheren Assistent*innen Wildenmanns übernommen und weitergeführt wurde. Sie ist bis heute für das ZDF tätig. 

Seit letztem Jahr vergibt die Forschungs­gruppe Wahlen den Rudolf-Wildenmann-Preis im Andenken an dessen Verdienste für die Etablierung der empirisch fundierten Wahlforschung in Deutschland.

Text: Dr. Sandra Eichfelder / August 2025