Eine Figur aus dem Antikensaal. Über ihrem Mund ist Klebeband per Fotomontage eingefügt. Daneben steht in schwarzer Schrift: In aller Munde. Demokratieforschung an der Uni Mannheim.

Ein Netzwerk fürs ganze Leben

Ein Alumni­netzwerk in Deutschland – 1995 war der Mannheimer Marketingprofessor Dr. Hans Raffée mit seiner Idee noch ein echter Pionier. 30 Jahre später feiert ABSOLVENTUM als Deutschlands älteste und größte Alumni­organisation ein stolzes Jubiläum. Präsident Dr. Peter Merten und Geschäfts­führer Christian Haas sprechen zu diesem feierlichen Anlass über die Anfänge des Netzwerks, die Herausforderungen in Zeiten der sozialen Medien und ihre Ideen für die Zukunft.

FORUM: Herzlichen Glückwunsch zu 30 Jahren ABSOLVENTUM! Erzählen Sie doch mal: Wie ist das Netzwerk damals eigentlich entstanden?

Dr. Peter Merten: ABSOLVENTUM wurde von Prof. Dr. Hans Raffée ins Leben gerufen. Er war damals an der Universität als Marketingprofessor tätig und hatte sich zum Ziel gesetzt, hier ein Alumni­netzwerk nach amerikanischem Vorbild zu etablieren, und zwar eines, das alle Studien­fächer und sämtliche Generationen umspannt. Raffée war ein begnadeter Netzwerker und hat echte Pionierarbeit geleistet. Als er mit dieser Idee kam, gab es das in dieser Form in Deutschland noch nirgends. Er wollte die Menschen zusammenbringen, er wollte, dass sie voneinander lernen, und er wollte einen Raum der Begegnung schaffen.

FORUM: Und was wurde aus dieser ersten Idee? 

Christian Haas: Aus seiner Idee, diesem ersten zarten Pflänzchen, ist schnell etwas Großes gewachsen. Das von Raffée ausgearbeitete Grundkonzept hat sich bewährt und ist heute noch die Grundlage unseres Handelns. Im ersten Jahr hatte ABSOLVENTUM schon über 600 Mitglieder, mittlerweile sind wir bei mehr als 7.000. Anfangs kümmerten sich studentische Hilfskräfte um das Tagesgeschäft, inzwischen haben wir sieben festangestellte Mitarbeitende. 

FORUM: Was macht ABSOLVENTUM in Ihren Augen so besonders?

Merten: Wir bieten unseren Mitgliedern vielfältige Events aus allen Bereichen. Neben unserem Mentoring haben wir auch ein Coaching-Programm, das die einstigen Studierenden im Berufsleben begleitet. Dann treffen wir uns zu gemeinsamen Kultur- und Sport­veranstaltungen, betreiben rund um den Globus 46 Regional­gruppen, schnuppern bei Firmenbesichtigungen hinter die Kulissen und haben ein eigenes Online-Stellenportal. Wir möchten uns stetig weiterentwickeln und neue Angebote schaffen. Damit versuchen wir, die Studierenden schon in ihren ersten Semestern an der Uni für unser Netzwerk zu begeistern.

FORUM: Also ist ABSOLVENTUM nicht nur für Ehemalige gedacht, sondern auch schon für Studierende interessant?

Haas: Unbedingt! ABSOLVENTUM – das hört sich erstmal so an, als würden wir uns ausschließlich um die Absolvent*innen der Universität kümmern. Aber ganz im Gegenteil. Bei uns gilt die Devise: Absolvent*innen für Studierende. Mit unserem Mentoring-Programm bieten wir den Studierenden eine optimale Netzwerk-Plattform für den Berufseinstieg und die eigene Karriere.Das Mentoring ist die perfekte Begleitung in allen Karrierestufen und ermöglicht, mit 7.000 Menschen in Kontakt zu kommen und von deren Expertise zu profitieren. Schon Erstis sind bei uns willkommen – gerade sie können unheimlich von den älteren Mitgliedern lernen, Kontakte knüpfen, Praktikumsstellen ergattern und sich Ratschläge fürs Leben holen. 

Merten: Ganz wichtig ist uns zudem: Bei ABSOLVENTUM geht es nicht darum, Karrieren zu fördern. Uns geht es vielmehr darum, dass alle ihren eigenen Weg finden. 

FORUM: In Zeiten von sozialen Netzwerken wie LinkedIn: Glauben Sie an eine Zukunft der Alumni­netzwerke?

Merten: Gerade in unserem digitalen Zeitalter haben die Menschen mehr Sehnsucht denn je nach echten Begegnungen. Und alles, was wir bei ABSOLVENTUM machen, findet im realen Leben statt. Wir bieten persönliche Kontakte und diese sind nachhaltiger, verbindlicher und somit wertvoller als Kontakte in den sozialen Netzwerken. Auch wir sind selbstverständlich auf Social Media unter­wegs, denn so erreichen wir eine wichtige Ziel­gruppe, aber unsere Mitglieder schätzen den persönlichen Austausch – und darin sind wir sehr stark.

Haas: Im täglichen Geschäft merke ich zudem: Es ist auch etwas anderes, wenn sich bei uns Mitglieder vernetzen, weil man weiß, dass in den meisten Fällen auch eine Antwort kommt – vielleicht sehen sie es als eine Art Verpflichtung an und nicht so unverbindlich wie bei Social Media, wo man immer damit rechnen muss, dass etwas ins Leere läuft. Wir bieten ein gewachsenes, wertvolles und nachhaltiges Netzwerk. Die Uni Mannheim ist toll, unsere Mitglieder wissen das zu schätzen und tragen den Ruf der Uni hinaus in die Welt.

Interview: Jule Leger und Jessica Scholich / August 2025