Das Mannheimer Barockschloss und der Ehrenhof unter blauem Himmel.

Netto-Null: CO2-Bericht­erstattung von Unter­nehmen verbessern

Unter­nehmen, die den TCCR-Standard einführen, erlangen mehr Trans­parenz und Glaubwürdigkeit bei der Offenlegung ihrer CO2-Bilanz“, sagt Studien­autor Stefan Reichelstein.

Zahlreiche Unter­nehmen haben sich in den vergangenen Jahren verpflichtet, ihre CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 auf Netto-Null zu senken. Netto-Null bedeutet für die Unter­nehmen, dass alle vermeidbaren Emissionen reduziert werden und nicht vermeidbare Restemissionen aus der Atmosphäre entnommen werden müssen. Allerdings gibt es für diese Zusagen zu einer Netto-Null derzeit keine einheitliche Mess- und Berichtsstruktur. Daher ist unklar, wie umfangreich die Unter­nehmen ihrer Selbstverpflichtung zur Verringerung der CO2-Emission nachkommen wollen – oder ob sie nicht lediglich sogenanntes Greenwashing betreiben. Ein Team von Wissenschaft­lern des ZEW Mannheim und der Stanford University, USA, hat einen neuen Standard für eine zeitkonsistente Unter­nehmens­bericht­erstattung der CO2-Emissionen (Time-Consistent Corporate Carbon Reporting, TCCR) entwickelt.

Der TCCR-Standard kombiniert mehrere Elemente zu einem regelmäßigen Soll-Ist-Vergleich. Zunächst entscheiden sich die Unter­nehmen für eine von verschiedenen Kennzahlen, anhand derer die CO2-Emissionen gemessen werden. Sie verpflichten sich zu einer jährlichen Bericht­erstattung über ihre Emissionen. Anfangs geben sie eine erste Prognose des künftigen Emissionsverlaufs bis zum Jahr 2050 ab. Diese Prognose wird in den folgenden Jahren regelmäßig abgeglichen mit den tatsächlich erreichten Verringerungen der CO2-Emissionen, und sie wird für die verbleibenden Jahre bis 2050 entsprechend angepasst.

Die Angaben der Unter­nehmen sollten eindeutig, im Zeitverlauf konsistent und innerhalb eines Sektors bzw. einer Branche vergleich­bar sein sowie zeitnah erfolgen. Damit befolgt der TCCR-Standard die allgemeinen Grundsätze für eine wirksame Offenlegung der CO2-Emissionen, wie sie die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) empfiehlt. Des Weiteren macht er die CO2-Bericht­erstattung von Unter­nehmen für politische Entscheidungs­träger und die breite Öffentlichkeit glaubwürdiger und trans­parenter. „Der TCCR-Standard soll nicht als verpflichtender Teil der Unter­nehmens­bericht­erstattung eingeführt werden. Jedoch können sich die Unter­nehmen, die es mit der sogenannten Netto-Null wirklich ernst meinen, absetzen von denen, die dies als bloßes Modewort nutzen“, so Reichelstein.

Den Artikel im Tagesspiegel Background finden Sie hier.

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