Der größte Widerstand beim Ausbau und der Umbenennung der Wirtschaftshochschule in Universität kam hingegen von den „alten“ Universitäten Heidelberg, Tübingen und Freiburg. 1962 hat die baden- württembergische Landesregierung den Plan veröffentlicht, neue Hochschulen in Konstanz und Ulm zu gründen und die Wirtschaftshochschule Mannheim, die bisher nur Diplom-Kaufleute und Diplom-Handelslehrer ausbildete, durch eine entschiedene Erweiterung des Fächerkanons auszubauen. „Die altehrwürdigen Landesuniversitäten beklagten sich zwar darüber, dass sie mit der Zahl der Studierenden überlastet seien. Trotzdem war es ihnen nicht recht, dass neue Universitäten die Überlastung abfingen“, erzählt Borchardt. „Vor allem die Universität Heidelberg fürchtete aufgrund der geografischen Nähe zu Mannheim die Konkurrenz.“ Dagegen durfte sich die Wirtschaftshochschule über große Unterstützung der Stadt und des Landes freuen – zwei Landesminister waren Mannheimer.
Bereits 1962 begann der Ausbau: „Damals gab es bei uns relativ viele Nebenfachprofessuren, die als Ergänzung für unsere BWL-Studierenden gedacht waren. Daraus wurden nach und nach Vollfächer“, erzählt Borchardt. So wurde 1962 als erstes das Diplomstudium der VWL eingeführt, es folgten Soziologie und Politik. Aus einem Lehrstuhl für Wirtschaftspsychologie entstand der Psychologie-Studiengang; aus zwei juristischen Lehrstühlen ein volljuristischer Studiengang zum Staatsexamen. Schließlich entwickelten sich aus den Einzellehrstühlen für Romanistik, Germanistik und Anglistik Studiengänge für das Lehramt an Gymnasien.
Dieser Ausbau habe viele Vorteile mit sich gebracht – allen voran hatte die Hochschule nun größere Chancen, hervorragende Professorinnen und Professoren zu gewinnen. „Man bekommt keine exzellenten Wissenschaftler, wenn ihnen klar ist, dass ihr Fachgebiet nur den Status eines Nebenfachs haben wird“, sagt Borchardt. Am Ende des Prozesses wurden die Lehrstühle zu drei Bereichen zusammengelegt: der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen, der Philosophischen und der Juristischen Fakultät.