Eine Figur aus dem Antikensaal. Über ihrem Mund ist Klebeband per Fotomontage eingefügt. Daneben steht in schwarzer Schrift: In aller Munde. Demokratieforschung an der Uni Mannheim.

Zwischen Management und Malerei

Kulturelle Kompetenz für künftige Führungs­kräfte: So lautet das Motto, unter dem das Kulturkreis Stipendium (ehemals Bronnbacher Stipendium) bereits seit 2004 jährlich Studierende der Universität Mannheim fordert und fördert. Student Jonathan Sattler gibt einen exklusiven Einblick in das Stipendium und erzählt, was es für ihn so besonders macht.

Ein Wochenende lang abschalten, alles um sich herum vergessen und in eine Welt eintauchen, die man so vielleicht nie kennengelernt hätte – das ist es, was Jonathan Sattler am Kulturkreis Stipendium schätzt. Der Student des Mannheim Master in Management ist Teil des 22. Jahrgangs und sich bereits nach drei der insgesamt acht Workshops sicher: Die Bewerbung für das Stipendium war eine goldrichtige Entscheidung.

Die 16 Stipendiat*innen – davon acht von der Universität Mannheim und acht vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) – setzen sich an acht Wochenenden im Jahr mit verschiedenen Bereichen aus Kunst und Kultur auseinander, beispielsweise Architektur, Musik und Tanz. Die Workshops finden jeweils an einem anderen Ort in Deutschland statt und werden von verschiedenen Künstler*innen sowie Kurator Konstantin Adamopoulos betreut.

„Als BWL-Student beschäftige ich mich viel mit Zahlen, Daten und Fakten. Da sind die Workshops eine willkommene Abwechslung“, beginnt Sattler zu erzählen, weshalb er sich für das Stipendium beworben hat. „Wir lernen uns und die Welt dadurch nochmal ganz anders kennen.“ Bisher habe er sich im Schreiben von Gedichten, in der Schauspielerei und zuletzt in der Malerei ausprobieren dürfen. „Der letzte Workshop hat mir bisher am besten gefallen“, ergänzt der 24-Jährige.

Workshops als Safe Space

Wie läuft ein solches Wochenende ab? „Freitagabends lernen wir die Person kennen, die den Workshop leitet. Samstags starten wir nach dem Frühstück gemeinsam in das Thema – beim letzten Mal haben wir damit begonnen, den Rahmen für unser Bild selbst zusammenzubauen“, erinnert sich Sattler. Um Inspiration für das Motiv zu finden, sollten alle Stipendiat*innen ihr Lieblingslied abspielen und ein paar Worte dazu sagen. Im Anschluss startete die Kreativarbeit: „Die Leinwand war 1,10 Meter auf 1,40 Meter groß, dementsprechend waren wir erst Sonntagnachmittag mit unseren Kunstwerken fertig“, erzählt er.

Rund zehn Stunden hatte er Farbe und Pinsel insgesamt in den Händen, mehrfach unter­brochen durch Feedbackrunden mit Künstler Carsten Fock sowie den anderen Studierenden. Davor hatte der Master­student zunächst etwas Sorge: „Kunst zu schaffen ist immer auch ein Risiko, denn man weiß nie, wie das Feedback ausfällt. Doch das Stipendium ist wie ein kleiner Safe Space – es herrscht eine tolle Atmosphäre und alle gehen sehr herzlich miteinander um.“

Beleg dafür sind auch die Samstagabende, die alle Studierenden gemeinsam verbringen: „Beim Malerei-Wochenende sind wir abends noch zusammen durch Würzburg gezogen“, berichtet Sattler und ergänzt lachend: „Dort gibt es einen guten Club.“ Zwar bringen die Stipendiat*innen durch die verschiedenen Studien­gänge – in diesem Jahr etwa Psychologie, Unter­nehmens­jura und Wirtschafts­mathematik – ganz unter­schiedliche Perspektiven auf das Leben mit, meint er, „aber das Mindset ist trotzdem sehr ähnlich, denn alle haben Lust, neue Dinge auszuprobieren“.

„Eine große Bereicherung“

In erster Linie richtet sich das Kulturkreis Stipendium an Master­studierende und Doktorand*innen in Studien­fächern ohne geistes- oder kultur­wissenschaft­lichen Bezug, um ihnen einen Einblick in die Kunst- und Kulturbranche zu ermöglichen. Ziel ist es, sie bei ihrer Persönlichkeits­entwicklung zu unter­stützen und ihre Führungs­kompetenzen auszubauen. Auch Sattler unter­streicht dies: „Gefangen in der eigenen Blase vergisst man schnell, dass es Menschen gibt, die ganz anders ticken. Das zu erkennen, ist von großem Vorteil – vor allem, wenn man wie ich mal eine Führungs­position übernehmen möchte.“

Der Blick auf seine Umgebung habe sich bereits gewandelt, stellt der Stipendiat fest. „Wenn ich zum Beispiel an den Gemälden im Schloss vorbeilaufe, nehme ich sie anders wahr und überlege, wie sie wohl entstanden sind“, sagt er, und betont abschließend: „Der Austausch mit den anderen Stipendiat*innen und Künstler*innen ist eine große Bereicherung für mich, weil ich so ganz neue Blickwinkel kennenlerne.“

Text: Jessica Scholich / August 2025

  • Das Kulturkreis Stipendium ist ein Angebot des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e. V., der seit 2004 Studierende der Universität Mannheim unter­stützt.
  • Der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft ist die traditions­reichste Institution für unter­nehmerische Kultur­förderung in Deutschland. Als unabhängiges Netzwerk engagierter Unter­nehmen setzt er sich für Kunstfreiheit als zentrale Säule der Demokratie ein.
  • Die Bewerbungs­phase für den 23. Jahrgang des Kulturkreis Stipendiums startet am 1. November 2025 und endet am 18. Januar 2026.
  • Am 19. November 2025 findet ab 18 Uhr eine Info­veranstaltung zum Stipendium in O 048 statt.
  • Weitere Infos gibt es auf unserer Webseite.