Eine Figur aus dem Antikensaal. Über ihrem Mund ist Klebeband per Fotomontage eingefügt. Daneben steht in schwarzer Schrift: In aller Munde. Demokratieforschung an der Uni Mannheim.

Nur schlechte Nachrichten von der Börse?

Die Mannheimer Ökonomen Prof. Dr. Antonio Ciccone und Felix Rusche haben unter­sucht, ob Medien Negativnachrichten in der Bericht­erstattung bevorzugen. Die Studie zeigt: Die DAX-Bericht­erstattung im ZDF heute-journal ist überwiegend negativ – trotz positiver Tendenz am Aktien­markt.

In der öffentlichen Wahrnehmung herrscht häufig der Eindruck, dass Medien überwiegend über negative Ereignisse berichten. Doch eine pauschale Erklärung – etwa, dass positive Entwicklungen als weniger relevant betrachtet werden  greift zu kurz. 

Ciccone und Rusche analysierten Beiträge zur DAX-Bericht­erstattung im ZDF heute-journal von 2017 bis 2024. In diesem Zeitraum wurde das meistgesehene Nachrichtenmagazin im deutschen Fernsehen über 1.800 Mal gesendet. An etwa 30 Prozent der Börsentage war auch die Tagesveränderung des DAX ein Thema der Sendung.

Warum negative DAX-Meldungen dominieren

Während der DAX im Unter­suchungs­zeitraum im Schnitt rund sieben Prozent pro Jahr zulegte, wurde im heute-journal eine deutlich negativere Tagesveränderung berichtet. An Tagen mit DAX-Erwähnung lag die durchschnittlich berichtete Veränderung bei minus zehn Punkten. Real stieg der Index jedoch von 11.481 auf 16.000 Punkte. Der „berichtete“ DAX wäre dagegen rechnerisch auf 5.845 Punkte gefallen – ein fiktiver Rückgang von acht Prozent pro Jahr.

Laut der Studie sind für das heute-journal größere negative Entwicklungen etwas relevanter als gleich­große positive. Zudem treten stärkere Kursverluste am Markt statistisch häufiger auf als entsprechende Gewinne. Und: Die mediale Börsenbericht­erstattung konzentriert sich auf starke Bewegungen – unabhängig von ihrer Richtung. Das verstärkt den medialen Eindruck. 

Kleine Änderungen mit großer Wirkung

„Eine grundlegende Änderung der Bericht­erstattung wird kaum möglich sein. Doch schon kleine Anpassungen könnten das verzerrte Bild auflösen“, so Ciccone. Eine Möglichkeit: Tagesberichte mit langfristigen Perspektiven verknüpfen. Konkret könnte schon ein eingeblendeter Börsenticker am Bildschirmrand helfen, das Stimmungs­bild zu relativieren.

Text: Fabio Kratzmaier / August 2025