Eine Figur aus dem Antikensaal. Über ihrem Mund ist Klebeband per Fotomontage eingefügt. Daneben steht in schwarzer Schrift: In aller Munde. Demokratieforschung an der Uni Mannheim.

Mehrheit für Vorgehen gegen Online-Hassrede

Wie umgehen mit Hass und Hetze im Netz? Eine internationale Studie zeigt starken öffentlichen Rückhalt für Regulierung – doch was als Hasskommentar wahrgenommen wird, variiert oft je nach individuellem Standpunkt.

Obwohl eine große Mehrheit der Befragten unter bestimmten Bedingungen Maßnahmen gegen Hass im Netz befürwortet, bleibt die Akzeptanz von Konsequenzen, die über Online-Sanktionierungen hinausgehen, begrenzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie unter Beteiligung des Mannheimer Politik­wissenschaft­lers Prof. Dr. Richard Traunmüller.

Befragte bewerten Social-Media-Posts

Das Forschungs­team führte Studien mit Beteiligung von über 2.500 Befragten aus Deutschland und den USA durch. Die Teilnehmenden wurden mit Dialogen aus den sozialen Medien konfrontiert. Jeder Wortwechsel begann mit einer Nachricht und einer darauffolgenden Antwort, die in ihrer Intensität von harmlos bis stark hasserfüllt variierte. Anschließend sollten die Befragten eine passende Reaktion auf die Antwort finden, etwa durch Maßnahmen der Plattformen (wie das Löschen der Nachricht) oder durch Konsequenzen für den nicht-digitalen Alltag (wie eine Geldstrafe).

Die Resultate zeigen: Je stärker der wahrgenommene Hassgehalt, desto eher wird Regulierung befürwortet. Offensichtlichere Formen der Hassrede werden deutlich stärker abgelehnt als subtilere Formen wie diskriminierende Sprache. Zudem befürwortet ein großer Teil der Befragten in beiden Ländern Einschränkungen der Meinungs­freiheit bei extremen Beleidigungen oder bei Gewaltaufrufen. 

Konsequenzen für den nicht-digitalen Alltag, wie beispielsweise Geldstrafen oder der Verlust des Arbeits­platzes, werden jedoch selbst bei besonders extremen Formen von Hassrede von einem Teil der Befragten abgelehnt: In Deutschland unter­stützten zwei Drittel Sanktionen, ein Drittel lehnte sie ab. Eine Einschränkung auf der Plattformebene bei extremer Hassrede wird dagegen von mehr als 95 Prozent der Befragten unter­stützt. „Unsere Studie zeichnet ein klares Bild: Einerseits stehen die Internetplattformen in der Pflicht zu handeln. Andererseits werden weitergehende Konsequenzen über den digitalen Raum hinaus von relativ großen Teilen der Bevölkerung nicht unter­stützt“, so Traunmüller.

Text: Fabio Kratzmaier / August 2025