Eine Figur aus dem Antikensaal. Über ihrem Mund ist Klebeband per Fotomontage eingefügt. Daneben steht in schwarzer Schrift: In aller Munde. Demokratieforschung an der Uni Mannheim.

Willkommen an der Universität Mannheim

Prof. Nan Zhang, Ph.D.

Professur für Evidenz­basierte Politikforschung

Wenn man mit Prof. Nan Zhang, Ph.D., spricht, merkt man schnell: Dieser Forscher denkt gern um die Ecke. Nicht nur, weil seine Arbeit historische Daten mit aktuellen Fragen zu Identität und Integration verbindet, sondern auch, weil sein eigener Werdegang nicht ganz den klassischen Linien der Politik­wissenschaft folgt. „Ich glaube, dass ich kein typischer Politik­wissenschaft­ler bin“, sagt er. „Mich interessieren weniger Wahlen, Parteien oder Parlamente. Stattdessen fasziniert mich, wie der Staat soziale Normen und Identitäten prägt – und wie diese wiederum das politische Verhalten beeinflussen.“ 

Aufgewachsen in den USA, studierte Zhang zunächst Wirtschaft und Politik­wissenschaft an der Universität von Kalifornien in Berkeley. Danach erwarb er einen Abschluss in Rechts­wissenschaften und promovierte in Politik­wissenschaft in Stanford. Seit 2021 forscht Zhang in Mannheim – und fühlt sich hier genau richtig. „Die Universität ist analytisch stark, empirisch und datengetrieben. Das passt perfekt zu meinen Forschungs­interessen.“ Dass seine Frau Deutsche ist, habe den Über­gang nach Deutschland erleichtert. „Eigentlich bin ich einfach von einem Weinanbaugebiet ins nächste gezogen“, sagt der gebürtige Kalifornier lachend. Seit April 2024 hat er den Lehr­stuhl für Evidenz­basierte Politikforschung inne.

Eines seiner aktuellen Projekte blickt zurück ins Amerika der 1880er Jahre, genauer genommen auf deutsche und irische Einwander*innen, ihre Nachbarschaften und wen sie später heirateten. „Wenn ein amerikanisches Kind neben einer deutschen, eingewanderten Familie aufgewachsen ist – beeinflusste das später die Wahl der Partner*innen?“, fragt er. Dabei unter­sucht er nicht nur, wie Einwander*innen mit Amerikaner*innen in Kontakt traten und interagierten, sondern auch, wie sich verschiedene Gruppen von ihnen unter­einander vernetzten.

Dass er mittlerweile am Rhein gelandet ist statt in den USA, hat auch politische Gründe. „Ehrlich gesagt schätze ich mich glücklich, in meiner Position hier in Deutschland zu sein. Was in den USA gerade mit der Wissenschaft passiert, ist erschreckend. Manche Kolleg*innen verlieren ihre Finanzierung über Nacht.“

In Mannheim hingegen blickt er nach vorn. Ein ERC-Antrag ist in Planung. Und ein langfristiges Ziel hat Zhang bereits ebenfalls vor Augen: „Ich würde gern dazu beitragen, dass wir als Fach­bereich Politik­wissenschaft nicht nur in Deutschland zu den Besten gehören, sondern auch europaweit Maßstäbe setzen.“

Forschungs­schwerpunkte:

  • Staats­aufbau und Staats­entwicklung
  • Gruppen­beziehungen
  • Sprache und Identität
  • Soziale Normen
  • Staats­bürgerliches Verhalten

Prof. Dr. Lidia Becker

Lehr­stuhl für Romanische Sprach- und Medien­wissenschaft

Sprache ist für Prof. Dr. Lidia Becker weit mehr als ein Mittel der Kommunikation – sie ist ein Instrument der Machtausübung, aber auch der Emanzipation. Die Professorin für Romanische Sprach- und Medien­wissenschaft mit Schwerpunkt Spanisch unter­sucht, wie politische Diskurse gestaltet werden, welche Sprach­praktiken die Medienlandschaft prägen, wie sprach­liche Vielfalt in Migrations­gesellschaften (un)sichtbar wird und was die Sprecher*innen über die Sprachen denken, fühlen und sagen.

Geboren in der russisch-ukrainischen Grenzregion, studierte Becker in Woronesch Romanistik mit Schwerpunkt Spanisch, Über­setzungs­wissenschaft und Fach­didaktik. In Deutschland setzte sie ihre akademische Laufbahn mit Stationen in Mainz, Trier und Hannover fort. Darüber hinaus absolvierte sie Studien­aufenthalte in Siena und Lissabon. Ihre Promotion absolvierte sie in Trier im Bereich historische Onomastik (Namenforschung). 2011 wurde sie Junior­professorin in Hannover, wo sie sich am Centre for Global and Atlantic Studies verstärkt der Lateinamerikaforschung widmete. 2017 wurde die Junior­professur im Rahmen eines Tenure-Track-Verfahrens in eine W3-Professur überführt. 

Mit ihrem Wechsel nach Mannheim zum Frühjahrs-/Sommersemester 2025 möchte sie den Bereich Medienlinguistik mit Schwerpunkt auf Kommunikations­technologien und einer kritischen sprach­soziologischen Sicht auf generative KI-Modelle gezielt ausbauen. In einem aktuellen Projekt unter­sucht sie Frauenfeindlichkeit und subtile sprach­liche Angriffe auf Feministinnen und Frauen in digitalen Räumen. „Mich interessieren vor allem Kommentare in Online-Medien. Dort wird Sprache sehr direkt verhandelt“, erklärt die Romanistin.

Ein weiterer Fokus liegt auf Lateinamerika, insbesondere auf Argentinien. Dort führt Becker regelmäßig Feldforschungen durch, unter anderem in Grenzregionen, in denen mehrere Sprachen aufeinandertreffen. Gemeinsam mit lokalen Universitäten analysiert sie soziale Dynamiken und sprach­liche Praktiken, auch im Kontext informeller Ökonomien. „Das Zusammenspiel von Sprache, Raum und sozialer Rolle ist hier besonders vielschichtig“, so Becker.

Mannheim beschreibt sie als offenen, vielfältigen Ort mit großer Willkommenskultur: „Ich wurde hier sehr herzlich empfangen. Man kann mit Menschen auf der Straße einfach sprechen. Das ist so nett hier im Süden, zumal ich hier familiär und seit meiner Studien­zeit verwurzelt bin.“

Forschungs­schwerpunkte:

  • Soziolinguistik und Diskursanalyse
  • Medienlinguistik und Kommunikations­technologien
  • Feministische Linguistik
  • Sprach- und Kulturpolitik im romanischsprach­igen Raum mit Schwerpunkt auf Lateinamerika
  • Koloniale und postkoloniale Sprach­verhältnisse
  • Migrations­linguistik

Prof. Dr. Jens Förderer

Lehr­stuhl für Information Systems II

Die Universität Mannheim ist für Prof. Dr. Jens Förderer ein vertrauter Ort – akademisch wie persönlich. In Heidelberg aufgewachsen, studierte er in Mannheim Wirtschafts­informatik, promovierte hier in Betriebs­wirtschafts­lehre und kehrte nach Stationen in München und Oxford im März 2025 als Professor für Informations­systeme an seine Alma Mater zurück. „Es ist diese Kombination aus exzellenter Forschung, innovativer Lehre und gesellschaft­licher Relevanz, die mich nach Mannheim zurückgebracht hat“, so der ehemalige Kulturkreis-Stipendiat.

Förderer forscht an der Schnittstelle von Digitalisierung, Wirtschaft und Gesellschaft. Sein Schwerpunkt liegt auf der „Economic of Information Systems“, also der Frage, wie digitale Technologien Märkte verändern. Besonders interessiert ihn, wie sich neue Tools – etwa Künstliche Intelligenz – auf Produktivität und Innovations­kraft von Unter­nehmen auswirken. Dabei geht es auch um die Qualität von Ideen: Werden sie origineller oder nur effizienter erzeugt?

Ein besonderes Augenmerk gilt digitalen Plattformen wie Instagram, Amazon oder Google. Diese Märkte funktionieren nach eigenen Regeln – mit Algorithmen, Likes und Daten der Nutzer*innen. Förderers Forschung zeigt, dass diese Plattformen nicht nur Orte des Austauschs sind, sondern auch wirtschaft­liche Machtzentren. Wie Anreize gesetzt werden, wie Sichtbarkeit entsteht oder Wettbewerb verzerrt wird, all das unter­sucht sein Team. „Gerade Instagram oder TikTok zeigen gut, wie Wettbewerb digital funktioniert – und wie man ihn gestalten kann.“

Ein aktuelles Forschungs­projekt, das durch einen renommierten ERC Grant gefördert wird, widmet sich den sogenannten Gatekeepern: Plattformbetreiber wie Apple und Google, die über App Stores kontrollieren, welche Anwendungen für Nutzer*innen sichtbar sind und welche nicht. „Diese Unter­nehmen bestimmen die Spielregeln: wie sichtbar eine App ist, wer sie nutzen darf und welche Bedingungen gelten.“ Förderer unter­sucht, wie sich das neue EU-Gesetz für digitale Märkte (Digital Markets Act) auf diesen Wettbewerb auswirkt. Kann es die Innovations­kraft kleinerer Entwickler*innen stärken oder bleibt alles beim Alten?

Auch in der Lehre verbindet Förderer Theorie und Praxis. In seinem Kurs „Analytics for Digital Markets“ analysieren Studierende, wie Unter­nehmen wie Meta oder Amazon neue Produkte testen. Das Ziel: digitale Märkte nicht nur verstehen, sondern auch aktiv mitgestalten können.

Für Förderer ist Mannheim der ideale Ort, um diese Brücke zwischen Forschung, Lehre und gesellschaft­licher Wirkung zu schlagen. „Hier kann ich mit einem starken Team an hochaktuellen Fragen arbeiten und gleich­zeitig junge Menschen dafür begeistern, digitale Märkte kritisch und kreativ zu denken.“

Forschungs­schwerpunkte:

  • Aus­wirkungen von digitalen Technologien auf Unter­nehmen und Märkte
  • Digitale Märkte und Geschäfts­modelle
  • Steuerung und Regelung digitaler Technologien und Plattformen

Texte: Yvonne Kaul und Fabio Kratzmaier / August 2025