Wenn Politik zum Risikofaktor wird: Wie das politische Klima die Gesundheit migrantischer Azubis beeinflusst
Eine neue Studie des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz mit Beteiligung des Mannheimer Betriebswirts Prof. Dr. Max Reinwald untersucht die Auswirkungen rechtspopulistischer Wahlergebnisse auf das gesundheitliche Wohlbefinden und die Integration migrantischer Auszubildender. Die Ergebnisse zeigen, dass die regionale Unterstützung für die AfD eine entscheidende Rolle bei Diskriminierungserfahrungen und deren gesundheitlichen Folgen für migrantische Arbeitnehmer*innen spielt.
Pressemitteilung vom 13. Februar 2025
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Hat das politische Klima einer Region Einfluss auf Wohlbefinden und mentale Gesundheit migrantischer Auszubildender? Beeinflusst gesellschaftliche Polarisierung konkrete (Diskriminierungs-)Erfahrungen am Arbeitsplatz? Mit diesen Fragen befasst sich eine neue Studie des „Integration@work“-Projekts am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“. Dazu haben die beteiligten Wissenschaftler*innen der Universitäten Konstanz und Mannheim sowie des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe die Erfahrungen von migrantischen Auszubildenden untersucht: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die politischen Einstellungen auf regionaler Ebene, in der ein Unternehmen ansässig ist, erhebliche Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Diskriminierung und die mentale Gesundheit migrantischer Beschäftigter haben kann“, erklärt Florian Kunze, Projektleiter und Co-Autor der Studie von der Universität Konstanz.
Um diesen Zusammenhang herstellen zu können, haben die Forschenden rund 1.000 Auszubildende in einer Längsschnittstudie zu ihren Erfahrungen in den ersten 13 Ausbildungswochen befragt und diese im Anschluss mit Wahldaten auf regionaler Ebene in Deutschland abgeglichen. Die Ergebnisse zeigen: In Regionen mit hoher Unterstützung für rechtspopulistische Parteien, wie der AfD, nehmen Migrant*innen über die Zeit eine zunehmend abwertende Haltung durch ihre Kolleg*innen wahr.
Besondere Relevanz besitzen die Ergebnisse der Studie auch hinsichtlich der Rolle von (migrantischen) Auszubildenden zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in Deutschland. „Die erfolgreiche berufliche und soziale Integration von Migrant*innen in den Arbeitsmarkt scheint unseren Ergebnissen nach durch ein rechtspopulistisch geprägtes politisches Klima gefährdet zu sein“, gibt Max Reinwald, Juniorprofessor für Management an der Universität Mannheim, zu bedenken. Das müsse sowohl Unternehmen als auch politischen Entscheidungsträger*innen zu denken geben.
Das Integration@work-Projekt
Das „Integration@work“-Projekt ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz. Professor Reinwald ist als externer wissenschaftlicher Partner an dem Projekt beteiligt. Ziel des Forschungsprojekts ist es zu verstehen, wann die Integration in den Unternehmen und damit die Ausbildung gelingt, und welche Hindernisse auftreten, besonders für neuzugewanderte Auszubildende.
Die Studie
Korman, B., Reinwald, M., Kunze, F., Koos, S. (2025). How political context affects immigrant newcomers‘ social undermining dynamics and well-being at work. Academy of Management Journal.
Link zur Studie: https://journals.aom.org/doi/10.5465/amj.2023.0303
Kontakt:
Prof. Dr. Max Reinwald
Fakultät für Betriebswirtschaftslehre
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1760
E-Mail:max.reinwald uni-mannheim.de
Fabio Kratzmaier
Forschungskommunikation
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-3298
E-Mail: fabio.kratzmaier@uni-mannheim.den