Studentin sitzt auf einem Sitzkissen vor einem Fenster

„Ein Auslands­studium bereitet dich auf die Zukunft vor, weil du lernst, dich an Umstände anzupassen, über die du vorher nie nachgedacht hast“

Peru ist das Herkunftsland von Jazmin Gomez Polo. Für ihr Master­studium in VWL zog die 23-Jährige nach Mannheim, nachdem sie hier bereits im Bachelor ein Auslands­jahr verbrachte. Aktuell studiert sie im dritten Semester und erzählt in ihrer myUniMA-Story, weshalb sie gerne umzieht, wie es mit dem Deutschlernen läuft und welche Unter­schiede es im Vergleich zu Spanien gibt, wo sie ihren Bachelor gemacht hat.

Wie sah dein Leben aus, bevor du nach Mannheim gezogen bist?

Ich wurde in Peru geboren und bin dort aufgewachsen. Für mein Bachelor­studium bin ich mit 17 Jahren nach Madrid gezogen, wo ich fünf Jahre lang gelebt habe. Glücklicherweise wohnt dort auch ein Teil meiner Familie, sodass ich nicht ganz allein war. Nach Mannheim kam ich zum ersten Mal für mein Erasmus-Auslands­jahr. Ich wollte schon immer im Ausland studieren, da ich gerne meine Komfortzone verlasse und neue Erfahrungen sammle. Ich liebe meine Freiheit und hatte bereits mit 15, als ich das erste Mal in Europa war, hier ein bestimmtes Freiheits­gefühl und wusste, dass ich diesen Schritt gehen möchte. Ich genieße es, unabhängig zu sein und meinen eigenen Raum zu haben, auch wenn ich meine Familie über alles liebe. 

Warum hast du dich nach deinem Auslands­aufenthalt dazu entschieden, auch deinen Master in Mannheim zu absolvieren?

Ein Grund ist, dass die Uni einen sehr guten Ruf hat. Ich mag es, dass die Universität Mannheim die Studierenden so gut integriert. Beispielsweise werden jedes Semester zahlreiche Hiwi-Stellen ausgeschrieben. In Madrid gab es das nicht. So hat man die Möglichkeit, während des Studiums schon Berufserfahrung zu sammeln. Außerdem hatte ich Lust, in eine kleinere Stadt als Madrid zu ziehen. Meiner Meinung nach hat Mannheim die perfekte Größe. Gleich­zeitig ist die Stadt trotzdem sehr international, unter anderem weil es so viele ausländische Studierende gibt. Es gibt so viele Orte, die man zu Fuß erreichen kann. Deshalb bin ich froh, nicht so viel Zeit in öffentlichen Verkehrs­mitteln verbringen zu müssen. Auf der anderen Seite vermisse ich auch meine Freunde aus dem Bachelor­studium in Madrid.

Gibt es noch mehr Unter­schiede zu deinem Studium in Spanien?

In Spanien gibt es beispielsweise während des Semesters Zwischen­prüfungen. Das ist einerseits gut, da nicht die ganze Note von einer einzigen Klausur abhängt. Andererseits hat man so in Deutschland die Möglichkeit, nebenher zu arbeiten. Im Allgemeinen haben Studierende hier mehr Freiheiten, da sie selbst bestimmen können, wann sie welche Prüfungen absolvieren möchten. Mir ist auch aufgefallen, dass hier in Deutschland alles früher beginnt. Das gilt sowohl für die Vorlesungen als auch für andere Aktivitäten wie Essengehen oder Partys. 

Was waren für dich die größten Herausforderungen in Deutschland?

Die Bürokratie! Auch meine deutschen Freunde teilen dieses Leid (lacht). Ich verstehe nicht, weshalb so vieles noch per Post erledigt werden muss. Aber ich fühle mich dadurch integriert, wenn sich meine Freunde hier über die gleichen Dinge beschweren. Was das Deutschlernen angeht, finde ich die Aussprache recht schwierig und auch die Phonologie, die sich sehr vom Spanischen unter­scheidet. Aber auch der Satzbau unter­scheidet sich sehr, was bei mir oft zu Verwirrung führt, da man die Wörter nicht in der gleichen Reihenfolge übersetzen kann.

Was machst du neben deinem Studium?

Aktuell mache ich ein Praktikum im Bereich Taxation and Political Economics beim Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschafts­forschung (ZEW). Dort helfe ich bei einem Projekt mit Südamerika-Bezug, für das ich auch viel in Spanisch arbeiten muss. Nach dem Praktikum möchte ich mich nach einem Werkstudentenjob umsehen. Zusätzlich lerne ich noch Deutsch und möchte mich darauf mehr konzentrieren, um im nächsten Semester das B1 Niveau zu erreichen. In meiner Freizeit gehe ich gerne ins Fitnessstudio, schreibe Gedichte und tanze Salsa. Das Schreiben von Gedichten hilft mir, meine Gedanken zu ordnen. Ich kann besser reflektieren, wenn ich meine Gefühle zu Papier bringe und sie mir dann durchlese. Das Tanzen bringt einfach Freude in mein Leben. Dann vergesse ich alles andere. 

Hast du schon Pläne für die Zukunft?

In meinem VWL-Studium habe ich den CaRE-Track (Competition and Regulation Economics) gewählt und möchte in diesem Bereich später auch arbeiten. Ich könnte mir vorstellen, überall in Europa zu arbeiten. Der Anfang ist nie leicht, doch bisher konnte ich überall Anschluss finden. Es gibt viele Leute, die für einen Job in ein neues Land ziehen und ich könnte mir das auch gut vorstellen. Generell möchte ich Leuten mit auf den Weg geben, keine Angst vor dieser Entscheidung zu haben. Ein Auslands­studium bereitet dich auf die Zukunft vor, weil du lernst, dich an Umstände anzupassen, über die du vorher nie nachgedacht hast. Es ist normal, wenn man am Anfang überfordert ist, aber das legt sich mit der Zeit.

Interview: Pascale Tamburini / Oktober 2025