Das Fazit der Untersuchung lautet: Um gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz zu haben, sind fortgeschrittene Deutschkenntnisse und ein sicherer Aufenthaltsstatus, vor allem aber Disziplin und Motivation entscheidend. Für etwas ältere Geflüchtete mit relevanter Berufserfahrung kann sich hingegen der Weg in eine berufliche Selbständigkeit lohnen. Diese ermöglicht in vielen Fällen das Umgehen struktureller Hindernisse und führt auch bei einer unfreiwilligen Beendigung nicht zu einer Stigmatisierung auf dem Arbeitsmarkt.
In zwei getrennten Studien des von der Stiftung Mercator geförderten Projektes wurden duale Ausbildung und Selbständigkeit als Wege in den Arbeitsmarkt untersucht. Über 1.100 ausbildende Unternehmen in Süddeutschland haben die Forschenden dafür in Kooperation mit den Industrie- und Handelskammern (IHKs) und Handwerkskammern (HWKs) befragt. Trotz Fachkräftemangel haben weniger als ein Drittel der Unternehmen Geflüchtete eingestellt (29%) und nur 8 % von ihnen Beratungsangebote zur Integration von Geflüchteten in Anspruch genommen. Als Gründe wurden Bedenken bezüglich der langfristigen Bindung der Geflüchteten und deren Aufenthaltsstatus sowie bezüglich der Verständigung innerhalb der Belegschaft geäußert. Als sehr bedeutend erwiesen sich außerdem weiche Faktoren wie Disziplin und Motivation, die beispielsweise mit Hilfe von absolvierten Praktika oder geringen Abwesenheiten bei der letzten Schulbildung identifiziert werden können.
Die zweite Studie „Selbständigkeit von Geflüchteten und Zugewanderten. Alternativer Weg in den Arbeitsmarkt oder berufliche Sackgasse?“ zeigt, dass die Quote der Abbrüche innerhalb der ersten drei Jahre bei migrantischen Gründenden in den 2010er Jahren mit 54% leicht höher lag als bei Gründungen von in Deutschland geborenen Personen (47%). Wer von ihnen nach drei Jahren noch im Markt war, konnte im Schnitt höhere Nettoeinkommen im Monat erzielen als Migrantinnen und Migranten in abhängiger Beschäftigung (etwas über 2000 Euro vs. 1650 Euro). Aber auch wer seine Selbständigkeit schon wieder beendet hatte, stand drei Jahre nach dem Gründungsversuch mit rund 1800 Euro Nettoeinkommen im Monat besser da als abhängig Beschäftigte. Außerdem fand die Mannheimer Forschungsgruppe um Dr. Sajons in einem Bewerbungsexperiment heraus, dass durch eine wieder aufgegebene Selbständigkeit keine Stigmatisierung am regulären Arbeitsmarkt stattfand. Im Vergleich zu einer Phase der Erwerbslosigkeit stiegen die Bewerbungschancen durch eine unternehmerische Tätigkeit sogar beträchtlich.