Tradition trifft Fortschritt: In A5 entsteht das neue UNIT-Gebäude
Minus zwei Grad zeigt das Thermometer an diesem klaren Wintermorgen. Unmittelbar zwischen der Fakultät für Sozialwissenschaften in A5 und dem Forschungs- und Lehrgebäude in B 6, 30–32 herrscht geschäftiges Treiben: Zwei Bagger arbeiten in der acht Meter tiefen Baugrube und verteilen mit ihren Metallarmen sorgsam Schotter auf dem gefrorenen Boden, wo später das Fundament des neuen Gebäudes entstehen soll. Über ihnen kippt ein Lkw lautstark neues Material auf das Baufeld, während auf der Straße bereits ein weiteres vollgeladenes Fahrzeug wartet. „Beim Aushub standen hier wochenlang bis zu sechs Lkw in Reihe”, erzählt Burkhard Gronert und blickt über den Bauzaun. Noch ist wenig von der Architektur zu sehen, aber bereits jetzt lassen sich die Dimensionen des Neubaus erahnen.
Ein Bauprojekt mit Herausforderungen
Seit September 2024 laufen die Bauarbeiten für das neue Gebäude. Doch das Bauprojekt birgt Tücken: „Das Baufeld liegt teilweise auf den Überresten eines ehemaligen Sees, der Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt wurde”, erklärt Gronert. „Zudem sorgt ein vergrabener Tiefbunker aus dem Zweiten Weltkrieg für besondere Herausforderungen bei der Statik und dem Verlegen von Leitungen.” Trotz dieser Hürden ist das Projekt bisher im Zeitplan. Bis Anfang 2027 soll der Neubau fertiggestellt sein.
Das neue Gebäude wird nicht nur technisch auf dem neuesten Stand sein, sondern auch Maßstäbe in puncto Nachhaltigkeit setzen. Die Kombination aus Recycling-Beton, CO2-reduziertem Zement und einer innovativen Holzhybridbauweise macht den Bau zukunftsweisend. „Mit Holz zu bauen, ist nicht nur nachhaltig, sondern auch flexibel”, sagt Matthias Heitz, Leiter des Baudezernats. „Das Gebäude kann später problemlos umgenutzt werden, sollte das nötig sein.”
Auch die geplante Energieversorgung des Gebäudes zeigt, wie Fortschritt und Umweltbewusstsein Hand in Hand gehen können: Auf Dach und Fassade werden Photovoltaikanlagen installiert, die voraussichtlich mehr als 130.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr erzeugen. Das entspricht der Energie, die ein Elektroauto benötigt, um etwa 16-mal um die Erde zu fahren. „Wir werden damit unter anderem den täglichen Strombedarf des Lehr- und Bürobetriebs decken“, erklärt Heitz. Zusätzlich soll die Abwärme des Rechenzentrums nicht ungenutzt bleiben, sondern das Gebäude im Winter heizen und im Sommer kühlen.
Eine neue Arbeitswelt
Neben dem Rechenzentrum selbst entstehen auf über 3.100 Quadratmetern moderne Arbeitsräume. Bis zu 150 Mitarbeitende finden hier Platz. „Die Hälfte der Arbeitsplätze wird als Multi-Space-Bereich gestaltet, ergänzt durch Fokusräume und informelle Kommunikationszonen”, erklärt Gronert. Besonders beeindruckend sei die sogenannte Mittelzone: Eine offene Sitztreppe verbindet alle Geschosse miteinander und schafft Begegnungsräume, die den Austausch fördern. „Das wird der soziale Herzschlag des Gebäudes”, so Gronert. Im Erdgeschoss wird es einen großen Seminarraum, verschiedene kleinere Schulungsräume und für Studierende ein Infocenter für alle IT-Fragen geben sowie ein als Veranstaltungsraum nutzbares Foyer. „Das ‚Gehirn‘ des Gebäudes wird im Untergeschoss untergebracht: der Serverraum und die zugehörigen Technikbereiche.“
Auch die Außenflächen werden durchdacht gestaltet: Biodiversitätsfördernde Wiesen um das Gebäude, eine pflegeleichte Dachbegrünung, barrierefreie Zugänge und Fahrradstellplätze werden das Bild eines modernen Campus prägen.
Das neue UNIT-Gebäude steht aber nicht nur für Innovation, sondern auch für eine gelungene Verbindung von Alt und Neu. „Es fügt sich harmonisch in die Umgebung in unmittelbarer Schlossnähe ein”, betont Gronert. Mit seiner modernen, urbanen Fassade und den umfassend begrünten Außenbereichen spiegelt es die technische Nutzung wider, ohne den barocken Charme der benachbarten Sternwarte und Jesuitenkirche zu beeinträchtigen. „So schaffen wir einen neuen Dreh- und Angelpunkt, der Tradition und Fortschritt verbindet.”

Noch im Entwurf: So soll das neue Zuhause der Universitäts-IT einmal aussehen.

In acht Meter Tiefe: Bagger bereiten das Fundament für das neue Gebäude vor.