Trumps Strafzölle gegen China schaden vor allem den USA

Eine neue Studie von Lei Li, Juniorprofessorin für Angewandte Mikroökonomie an der Universität Mannheim zeigt, dass im Zeitraum 2017 bis 2019 fast 100 Prozent der US-Strafzölle von amerikanischen Importeuren getragen werden.

Im Handels­konflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt haben die Importeure in den USA deutlich höhere Preisanstiege hinnehmen müssen als die Unternehmen in China. Eine aktuelle Studie unter der Leitung der Mannheimer Volkswirtschaft­lerin Lei Li zeigt, dass US-Importeure 93 Prozent der Zölle auf chinesische Waren zahlen. Im Gegensatz dazu zahlen Importeure in China nur 68 Prozent der chinesischen Einfuhr-Zölle, die US-Exporteure übernehmen die restlichen 32 Prozent. Die Studie wurde im Rahmen des Sonderforschungs­bereichs TRR 224 durchgeführt.

„Wir haben untersucht, wie die Zollbelastungen zwischen Importeuren und Exporteuren aufgeteilt wurden und sind zu überraschenden Ergebnissen gekommen“, sagt Prof. Lei Li, Ph.D. „Chinas Einfuhr-Unternehmen bezahlten etwa zwei Drittel der chinesischen Zölle. Allerdings gingen 93 Prozent des Preisanstiegs aufgrund von US-Strafzöllen zu Lasten der amerikanischen Importeure. Diese fast vollständige Weitergabe von Preiserhöhungen ist ungewöhnlich und überraschend, bedenkt man den Einfluss der Vereinigten Staaten auf die Handels­bedingungen.“

Durch Zölle verursachte Zusatz-Kosten
Lei Li und ihre Co-Autoren schätzen, dass die US-Zölle amerikanische Importeure 2018 monatlich 1,21 Milliarden US-Dollar und 2019 jeden Monat 2,47 Milliarden US-Dollar gekostet haben. Dem stehen Kosten für chinesische Importeure in Höhe von 0,18 Milliarden US-Dollar pro Monat im Jahr 2018 und monatlich 0,51 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 gegenüber. Untersucht wurde der Zeitraum von 2017 bis 2019 anhand der monatlichen Daten des U.S. Census Bureau und der General Customs Administration in China mit insgesamt mehr als 17.000 Produkten.

Selektive Importzölle
Die unterschiedlichen Preisbelastungen sind in erster Linie auf Import-Strukturen, die Handels­politik und die ‚Weitergabe‘ von Zöllen bei spezifischen Produkten zurückzuführen – das heißt, inwiefern jeweils Änderungen von Einfuhrzöllen an die Importeure weitergegeben werden. China führte mehr Waren ein, bei denen die Zölle weniger stark weitergereicht werden, wie landwirtschaft­liche Erzeugnisse. Im Gegensatz dazu führten die USA mehr Produkte ein, bei denen die Zölle stärker weitergegeben werden, beispielsweise Elektronikartikel. Beide Länder verfolgten im Handels­krieg unterschiedliche Strategien.

Kurzfristige vs. längerfristige Strategien
„China wählte eine kurzfristige Strategie und erhob Zölle in Wirtschafts­bereichen, in denen das Land eine Markt­macht als großer Importeur hat“, sagt Lei Li. „Den USA scheint es weniger um die Verringerung des Handels­defizits als um den künftigen Wettbewerb in High-Tech-Sektoren auf längere Sicht gegangen zu sein.“

Hintergrund
Die USA und China fochten ab 2018 einen Handels­krieg mit Strafzöllen und Gegenmaßnahmen aus. Mit der Unterzeichnung des Handels­abkommens im Jahr 2020 wurde der Konflikt entschärft. Die USA überprüfen derzeit, ob die Zölle gegen China beibehalten werden.

Die vollständige Studie ist hier abrufbar (in englischer Sprache): https://www.crctr224.de/en/research-output/discussion-papers/archive/2023/DP432

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