Das Mannheimer Barockschloss und der Ehrenhof unter blauem Himmel.

Schönheit als Vorteil – aber nicht überall

Eine neue Studie von Forschenden der Universität Mannheim zeigt, wie unter­schiedlich Kulturen Attraktivität bewerten – und welchen Einfluss diese Bewertung auf gesellschaft­lichen Erfolg haben kann.

Pressemitteilung vom 4. Juni 2025
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Wie stark beeinflusst Schönheit unseren gesellschaft­lichen Erfolg? Und wird Attraktivität weltweit gleich wahrgenommen? Eine neue Studie, veröffentlicht im Fach­journal Scientific Reports, liefert erstmals vergleich­ende Einblicke in unter­schiedliche Länder. Der Mannheimer Ökonom Wladislaw Mill und sein Kollege Benjamin Kohler von der ETH Zürich analysierten große Sprach­modelle in 68 Sprachen und entwickelten daraus einen länder­übergreifenden Index. Auf diese Weise konnten sie herausfinden, wie eng Begriffe wie „schön“ oder „hübsch“ mit positiven Eigenschaften wie „erfolgreich“ verknüpft sind – und wie diese Assoziationen je nach Kultur variieren. 

Die zentrale Er­kenntnis: Die sogenannte „Schönheits­prämie“, also der Vorteil, den attraktive Menschen im Beruf, bei der Partner­wahl oder im sozialen Umfeld genießen, ist zwar weltweit verbreitet – aber keineswegs überall gleich ausgeprägt oder gleich definiert. „Unsere Methode erlaubt es erstmals, kulturelle Muster in der Wahrnehmung von Schönheit automatisiert und vergleich­end zu erfassen“, erklärt Studien­autor Prof. Dr. Wladislaw Mill, Junior­professor für VWL, Verhaltensökonomik. „Und wir haben festgestellt, dass fast überall auf der Welt Schönheit eher mit etwas Positivem als mit etwas Negativem assoziiert wird – aber eben nicht überall“, fügt der Mannheimer Absolvent Benjamin Kohler hinzu. 

Westliche Länder: Schönheit als Spiegel von Stärke und Kompetenz
In westeuropäischen Ländern wie Frankreich, Italien und Finnland wird Schönheit in Sprach­modellen besonders häufig mit positiven Eigenschaften wie Kompetenz, Intelligenz oder Vertrauenswürdigkeit assoziiert. „In vielen westlichen Kulturen wird äußere Attraktivität offenbar mit Leistungs­fähigkeit und Erfolg gleich­gesetzt“, so Mill. Diesen Effekt haben die Forschenden zusätzlich in Ländern wie Somalia festgestellt.

Osteuropa und Teile Asiens: Andere Assoziationen dominieren
Anders sieht es beispielsweise in Rumänien oder in einigen asiatischen Ländern wie Vietnam aus: Hier wird Schönheit deutlich seltener mit solchen „status­orientierten“ Eigenschaften verknüpft. Die Menschen dort scheinen sogar negative Ansichten über Schönheit zu haben, die mit In­kompetenz, Misstrauen und Versagen assoziiert werden. 

Warum in manchen Kulturen anscheinend Schönheit eher ein Vorteil ist als in anderen, bleibt jedoch unklar. Die Studien­autoren vermuten, dass Schönheit in diesen Kulturen eher mit evolutionären Vorteilen verbunden sein könnte. Bisherige Forschung legt nahe, dass Schönheit oft als Zeichen von Gesundheit gilt – und daher attraktivere Menschen tendenziell bessere Über­lebens- und Fortpflanzungs­chancen haben.

Implikationen für Wirtschaft, Gesellschaft und Gleich­stellung
Die Studie zeigt, dass kulturell geprägte Schönheits­normen ein unter­schätzter Faktor in gesellschaft­lichen Machtstrukturen sein könnten. Denn wenn Attraktivität in verschiedenen Kulturen mit ganz unter­schiedlichen sozialen Signalen verbunden ist, hat das direkte Aus­wirkungen auf gesellschaft­liche Chancen­verteilung – ob bei Bewerbungs­gesprächen oder Gehaltsverhandlungen. Die Ergebnisse liefern daher neue Impulse für die internationale Ungleich­heits­forschung.

Die Studie
Kohler, B., Mill, W. Cultural differences in the beauty premium. Scientific Reports (2025). https://doi.org/10.1038/s41598-025-02857-4 

Kontakt:
Prof. Dr. Wladislaw Mill
Junior­professur für VWL, Verhaltensökonomik
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1897
E-Mail: millmail-uni-mannheim.de

Yvonne Kaul
Forschungs­kommunikation
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1266
E-Mail: kaulmail-uni-mannheim.de