Eine lächelnde Person trägt eine lila-farbene Bluse sowie eine schwarze Jacke und steht vor dem Schloss. Die Person heißt Hala Fayad.

„Ich habe überall auf der Welt ein Zuhause“

Die 23-Jährige Libanesin Hala Fayad kam aus Marokko für einen Sprachkurs nach Köln, besuchte das Studien­kolleg in Leipzig und erhielt dann die Zusage für ihr Psychologiestudium in Mannheim. In ihrer myUniMA story erzählt sie uns, warum sie sich für diesen Studien­gang entschieden hat, was ihr an der Stadt besonders gut gefällt und welche Pläne sie für die Zukunft hat.

Wie haben deine Eltern reagiert, als du ihnen erzählt hast, dass du im Ausland studieren möchtest?

Meine Eltern sind das schon gewohnt. Ich bin als Jüngste von vier Kindern im Libanon, in Ansar, geboren worden und später sind meine Familie und ich nach Casablanca in Marokko gezogen. Meine älteren Geschwister studieren auch im Ausland: meine Schwester in Spanien, meine Brüder in Frankreich und im Libanon. Viele meiner Freund*innen studieren im Ausland, z. B. in England und Kanada. Aber ich wollte lieber in ein Land, das ein bisschen außergewöhnlicher ist und so habe ich mich für Deutschland entschieden.

Mannheim ist schon deine dritte Station in Deutschland. Wie kam es dazu?

Nach meinem Schul­abschluss wollte ich erst einmal die deutsche Sprache lernen und deswegen verbrachte ich sechs Monate in Köln, wo ich eine private Sprachschule besucht habe. Weil mein Schul­abschluss in Deutschland nicht genügt, um an der Universität zugelassen zu werden, musste ich anschließend noch das Studien­kolleg in Leipzig besuchen. Dann habe ich Bewerbungen für drei verschiedene Studien­gänge an viele verschiedene Universitäten geschickt: für molekulare Biologie, molekulare Medizin und für Psychologie. An der Uni Mannheim wurde ich für Psychologie angenommen. Online habe ich dann recherchiert, was die Stadt Mannheim zu bieten hat und habe auch gesehen, dass die Universität international sehr gut in den Rankings abschneidet.

Warum hast du dich für Psychologie entschieden?

Schon in der Schule hatte ich in den Fächern Biologie und Chemie die besten Noten und mein Interesse für die Medizin wurde durch eine Arztserie geweckt, die im Fernsehen lief. Während meiner Zeit in Leipzig habe ich ehrenamtlich in einem Altenheim ausgeholfen. Ich habe mich mit den Menschen unterhalten, habe ihnen zugehört und war mit ihnen spazieren. Dabei habe ich gemerkt, dass ich gut darin bin, anderen zuzuhören und dass ich gerne helfe. Deswegen fiel die Wahl dann auf Psychologie. Auch in meiner WG bin ich für meine Mitbewohner*innen die erste Anlaufstelle bei Problemen. Sie wissen, dass sie mit mir über alles reden können.

Wie erging es dir, als du in Deutschland ankamst? Und war es durch diese Erfahrung einfacher für dich, dich in Mannheim zurechtzufinden?

Die ersten Wochen in Köln waren eine schwierige Zeit für mich. Einmal war ich so verzweifelt, dass ich dachte, ich packe das nicht. Ganz alleine, ohne Freund*innen in einem fremden Land, dessen Sprache ich kaum konnte. Aber dann wurde es besser. Ich fand Freund*innen und lernte, mich in der Stadt zurechtzufinden. Das hat mir auch dabei geholfen, mich in Mannheim schneller zurechtzufinden. Ich war schon viel eigenständiger. Zu Beginn des Studiums allerdings fiel es mir schwer, bei den deutschen Vorlesungen mitzukommen. Zum Glück ist die Uni Mannheim technologisch sehr gut ausgestattet. Es gibt Audio- und Videoaufnahmen von den Vorlesungen, sodass ich mir Zuhause die Vorlesungen nochmal anhören und das Tempo reduzieren konnte. So war es mir möglich, trotzdem sehr gute Noten zu schreiben, und mittlerweile komme ich auch im normalen Tempo mit.

Was gefällt dir besonders gut an der Stadt Mannheim und der Universität?

In Mannheim sind die Uni, die Einkaufs­möglichkeiten und auch meine Wohnung sehr zentral gelegen, sodass ich kurze Wege habe. Außerdem sind die Leute hier sehr freundlich und offen gegenüber internationalen Studierenden. Es ist ein bisschen schade, dass es kein Meer gibt wie in meiner Heimatstadt, aber zumindest kann ich zu den beiden Flüssen gehen. An der Universität Mannheim gefällt mir besonders, dass alles so gut organisiert ist und man bei allen Fragen Hilfe bekommt. Die Universität bietet alles, was man braucht: nicht nur ein sehr gutes Studium, sondern auch tolle Freizeit- und Sportangebote. Ich gehe beispielsweise dreimal in der Woche zum Boxen. Dadurch, dass die Uni Mannheim so viele Studierende aus allen möglichen Ländern aufnimmt, habe ich auch Freund*innen aus verschiedensten Kulturen gefunden. Meine Freund*innen laden mich ein, sie in ihrer Heimat zu besuchen, und so habe ich überall auf der Welt ein Zuhause. Das nächste Mal werde ich meine Freund*innen nach Marokko einladen.

Weißt du schon, wie es nach deinem Bachelor für dich weitergeht?

Nach dem Bachelor möchte ich mich für den Master deutschland­weit, aber auch in Italien und England bewerben. Wenn ich einen Studien­platz bekomme, bleibe ich gerne in Mannheim. Später möchte ich in der klinischen Psychologie tätig sein, zuerst in Deutschland, aber danach will ich noch in anderen Ländern arbeiten.

Text: Anna-Lena Kiewiet / Februar 2020