Ich wollte für das Studium schon immer nach Deutschland, weil ich auf einer deutschen Schule in Kolumbien war. Im Vorhinein hatte ich auch schon eine Hospitanz im Deutschen Bundestag gemacht, die mein Interesse für Politik geweckt hat. Bei der Suche nach Universitäten habe ich mir dann die Rankings für Politikwissenschaft angeschaut und die Uni Mannheim hat immer sehr gut abgeschnitten. Auch die Bewertungen und Kommentare von Studierenden waren alle sehr positiv. Die Stadt Mannheim selbst kannte ich vorher noch gar nicht.
Von der Schule aus hatten wir die Möglichkeit, uns für ein Praktikum im Deutschen Bundestag zu bewerben. Ich habe dann drei Wochen beim CDU-Abgeordneten Philipp Murmann gearbeitet, habe dort Verwaltungsarbeiten übernommen und den Abgeordneten bei Konferenzen und Veranstaltungen begleitet.
Ich fand es sehr spannend, mir die deutsche Politik aus der Nähe anschauen zu können. Und ich habe Angela Merkel persönlich getroffen, das war wirklich sehr schön. Sie hat mir erzählt, dass sie auch schon in Kolumbien war und das kolumbianische Essen sehr gerne mag.
Bevor das Studium losging, habe ich mir Sorgen gemacht, dass ich die einzige ausländische Studentin sein könnte. Aber dann habe ich schnell gemerkt, wie international die Uni Mannheim ist. Ich habe viele Freund*innen aus den unterschiedlichsten Ländern gefunden.
Im ersten Semester hatte ich etwas Schwierigkeiten, weil das Bildungssystem anders ist als in Kolumbien. Ich war es gewohnt, über das Jahr verteilt kleinere Aufgaben erledigen zu müssen, hier schreibt man aber erst am Ende des Semesters mehrere große Klausuren. Im ersten Semester hatte ich daher zu spät angefangen mit dem Lernen. Den Fehler habe ich im nächsten Semester natürlich nicht mehr gemacht, da kannte ich das System schon.
Ich vermisse meine Familie und das kolumbianische Essen. Hier in Mannheim gehe ich manchmal mit meinen Freund*innen zu „kolumbianischen Nächten“, um ihnen meine Kultur zu zeigen.
Ich würde allen empfehlen, Initiativen auszuprobieren. Dort kann man viele Leute kennenlernen und das hilft dabei, sich schneller zu integrieren. Ich würde auch allen raten, viel zu reisen. Ich bin schon relativ günstig nach Schweden, Italien, Paris und in die Schweiz gereist.
Ich möchte auch meinen Master in Europa machen – aber wahrscheinlich nicht in Deutschland, weil ich noch andere Länder kennenlernen möchte. Nach dem Master kann ich mir gut vorstellen, auch in Europa zu arbeiten – zum Beispiel in einer internationalen Organisation. Irgendwann möchte ich aber wieder nach Kolumbien zurück, um dort mit den Erfahrungen, die ich in Europa gesammelt habe, politisch etwas beizutragen.
Text: Anna-Lena Kiewiet / Januar 2019